SUPERWILDVISION Schwarzwald

© Irene Mueller, Superwildvision Schwarzwald, Wildschwein

Mit der Entwicklung immer kleinerer und autarkerer Bildaufzeichnungsgeräte wurden  auch die Orte seltener, an denen man sich unbeobachtet wähnen kann.  Automatische Digitalkameras, die durch Bewegungssensoren ausgelöst werden, finden sich selbst mitten im tiefsten Wald und verschaffen Jägern einen Überblick über Zahl und Aktivität des Wildbestands.

Aus 700 Fotos einer Wildkamera, die ihr ein Jäger aus dem Schwarzwald zur Verfügung stellte, destillierte Irene Müller 2014 ihr Gemälde „Platzhirschschwein“, dessen farbliche und formale Gestaltung auf wissenschaftlichen Erkenntnissen über die visuelle Wahrnehmung von Wildschweinen beruht. An einer Futterstelle, die dem Anlocken von Wild dient – einer sogenannten Kirrung – stellte sie ihr Werk auf und platzierte ringsum mehrere Infrarotkameras, die die Begegnungen von Waldbewohnern mit dem Kunstwerk dokumentierten. Von April bis Juni 2014 kam so eine große Menge von Foto- und Filmmaterial aus der nächtlichen Parallelwelt des Waldes zusammen und bildete wiederum das Material für eine serielle Umsetzung auf Leinwand und als Videokunst. 

Mit dieser Aktion betrieb Irene Müller erstmals Kunst als ironisch-spielerische Versuchsanordnung – ein Konzept der fröhlichen Wissenschaft, das sie in den folgenden Jahren weiterentwickeln sollte. Mit ihrem SUPERWILDVISION-Zykluserweitert sie den Kunstbegriff hinein in die Sphäre des Nicht-Menschlichen und macht das Tier gleichzeitig zum designierten Rezipienten und zum Bestandteil des Kunstwerks. 

Von diesen Videoaufzeichnungen inspiriert findet fortlaufend eine Umsetzung in Malerei statt.